Ich höre mir gern Erfolgsgeschichten, aber auch Erfahrungen des Scheiterns an. Man lernt aus der Praxis und für die Praxis.
Dieser Winzer musste seine Lehrjahre im Ausland abrupt abbrechen, um das hochverschuldete und eigentlich bankrotte Weingut seiner Eltern zu übernehmen. Schon der Besuch bei der Hausbank gestaltete sich schwierig, denn die Frage, wofür er den neuen Kredit verwenden wollte, beantwortete er zum Erstaunen des biederen Bankbeamten: „Für eine Mitgliedschaft im Golfclub, denn Fußballer trinken wenig Wein“.
Ein erstes Wunder war die Gewährung des Kredites. Weil aber kaum jemand die Weine tatsächlich kannte, zahlte der Jung-Winzer seinen neuen Freunden vom elitären Golfclub die Hälfte der Rechnung jedes Restaurantbesuches, wenn sie den Wirt beiläufig nach den Weinen seines Weingutes fragten, der die natürlich nicht auf der Weinkarte führte.
Jeder Wirt, der mehrmals von spendablen Gästen nach diesem bestimmten Wein, der wohl gerade im Trend liegt, gefragt wird, meldet sich irgendwann beim Winzer und will ein paar Kisten bestellen.
„Und nun musst Du cool bleiben“, erzählt der Winzer. Du sitzt auf Schulden und einem Weinkeller voll mit Flaschen und antwortest: „Sorry, ausverkauft, wir können nicht liefern“. “Und legst den Telefonhörer auf.”
Nicht ohne einige Tage später den Wirt anzurufen und ihm mitzuteilen, dass ein Kunde unerwartet abgesprungen wäre und nun dessen Kontingent zu erwerben sei. Ob noch Interesse bestände.
Fast jeder Gastronom hat bei diesem vermeintlichen Schnäppchen „zugeschlagen“ und mehr des angeblich raren Weines geordert, als ursprünglich geplant.
Der Winzer ist konsequent seinen Weg gegangen. Mittlerweile ist er schuldenfrei und hat ein ultramodernes, sehr profitables Weingut geschaffen und besitzt ein zweites im Ausland. Noch immer ist sein Marketing perfekt, wenn er auch nicht mehr die Tricks seiner Jugend braucht.
Ich hoffe, dass er Zeit findet, auf einem unserer Coaching-Meetings sich und seine vielen Verkaufs-Ideen einmal in aller Ausführlichkeit vorzustellen.