Karl-F. Lietz – Mit mir bekommen Sie es zu tun

Es ist Mitte der 80er Jahre. Ich liege als Teenager mit Freundin im Arm auf dem Sofa und frage beiläufig, was sie denn beruflich so machen will. „Werbekauffrau“ könnte interessant sein. Klingt nicht ganz so langweilig wie andere Jobs. „Könnt ich mir irgendwie auch vorstellen“. So gut vorbereitet, sorgfältig recherchiert, wie junge Leute es nun mal machen, stolpere ich in den Job, der mich ein Berufsleben lang begleiten und begeistern wird. Genau mein Ding.

„Die Werbung“ galt in den 80er/90er- Jahren als „cool“, extrem gut bezahlt und zog Talente an. Wie später das Investment-Banking und heute IT-Consulting.

Ideen zählten und gute Sprüche.

Also Ausbildung zum Werbekaufmann und Texter sowie betriebswirtschaftliches Studium und einige Wanderjahre in Industrie und Verlag. Danach 18 kurzweilige und unterhaltsame Jahre lang Geschäftsführender Gesellschafter einer mittelgroßen Werbeagentur. Kundenerfahrung aus Buchhandel und Buchverlag, Industrie (Kosmetik, Mode, Tierfutter, Haushaltsgeräte), Einzelhandel und ganz viel mehr. Alles, was in 18 Jahren so etwa 30 feste Mitarbeiter ernährt.

Eingemottet. Die „Werbekanone“, die auf die „Zielgruppe“ ballerte. („Machst Du so etwas auch oder bist Du noch nicht so weit, lästerte meine Mutter, als ich schon 10 Jahre „Werbung“ auf dem Buckel hatte“)

„Man gönnt sich ja sonst nichts“

Nach Verkauf der Werbeagentur erfolgte 2005 die Spezialisierung auf die Märkte Wein und Kulinarik, Hotels & Restaurants sowie Übernahme und Betreuung von passenden Produkten (Handelsvertretung). Wieder wurde das Hobby zum Beruf. Dazu kam ein Verlag für Zeitschriften und Bücher.

Die Welt hat sich geändert, aber nicht die Mechanismen

Die Internetwelt hat ganz coole Experten geschaffen, die glauben, Kundenwerbung dafür neu erfinden zu müssen und über die Ergebnisse der Kommunikations- und Mediaforschung lachen – wenn sie diese denn überhaupt kennen. Mittlerweile wächst die Erkenntnis, dass es zwar neue Medien gibt, die Menschen dagegen noch die gleichen geblieben sind.

Vertrauen aufbauen – Geschichten erzählen.

Als Ausbilder habe ich Auszubildenden als Erinnerung an die Jahre „in der Werbung“ zum erfolgreichen Abschluß „den Domizlaff“ geschenkt, den ich übrigens heute noch jedem empfehle, der sich für das Thema „Marke“ interessiert. (Hans Wilhelm Karl Gustav Domizlaff – Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens: Ein Lehrbuch der Markentechnik). Altmodisch betulich beschreibt Meister Domizlaff, Schöpfer vieler Marken, wie es geht.

In der Frühzeit der Werbung hieß der Aufbau einer Marke etwas altbacken „Markentechnik“. Grundlage jedes Verkaufs ist das Vertrauen des Verbrauchers in Produkt und Unternehmen.

Heute ist „Storytelling“ ein Trendthema und man baut „Sales-Funnel“, um Kunden zum Erstkontakt und zum späteren Kauf zu führen.

Geändert hat sich insgesamt wenig: Das Produkt muß stimmen, Hersteller sowie Verkäufer seriös sein und der Kunde muß vertrauen. Das gilt für den Zahnarzt genauso wie für den Winzer oder das Restaurant.

Nur die Medien haben sich gewandelt. Wurden zum Beginn meiner Karriere Zeitungen und Zeitschriften noch wie in Gutenbergs-Zeiten im Buchdruck-Verfahren hergestellt und war beim „Fernsehen“ die Farbe gerade erst erfunden, gibt es heute eine Medienvielfalt, die beherrscht und orchestriert werden will.

Karl-F. Lietz

Geschäftsführender Gesellschafter

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